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Ärzteschaft

Würzburger Dekan ist neuer Präsident des Medizinischen Fakultätentages

Donnerstag, 20. Juni 2019

Matthias Frosch /MFT, Sablotny

Tübingen – Matthias Frosch tritt ab Juli die Nachfolge von Heyo K. Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen, als Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT) an. Die Mitgliederversammlung des MFT wählte den Arzt, Mikrobiologen und Dekan der Medizinischen Fakultät Würzburg, der seit 2013 Mitglied im Präsidium des MFT ist, auf ihrer heutigen Sitzung mit großer Mehrheit zu ihrem neuen Präsidenten.

Zuvor hatte Kroemer sein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt erklärt, da er ab September den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Charité-Universitätsmedizin Berlin übernehmen wird. „Nach meiner festen Überzeugung sollte ein Dekan den MFT leiten“, sagte Kroemer. Nach 19 Jahren als Dekan würde er deshalb dieses Amt an seinen Nachfolger Matthias Frosch abgeben, von dem er überzeugt sei, dass er den MFT als einen in der Politik stark beachteten Akteur führen werde. Möglichweise lasse sich durch eine weiterhin enge Kooperation mit dem Verband der Universitätsklinka (VUD) die politische Schlagkraft sogar noch erhöhen, meinte Kroemer.

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Frosch nahm die Wahl gerne an. Gleichzeitig bedankte er sich bei Kroemer: „Die deutsche Universitätsmedizin hat Heyo Kroemer sehr viel zu verdanken“, betonte der neugewählte Präsident. Mit großem Weitblick habe er in den vergangenen Jahren die Herausforderungen der Universitätsmedizin erkannt und sich für ihre nachhaltige Entwicklung erfolgreich engagiert.

„Kroemer hat den MFT zu einem kräftigen politischen Akteur gemacht. Auf diese Ge­staltungskraft der Medizinischen Fakultäten werde ich meine Arbeit aufbauen, um zu­sammen mit den Verband der Universitätskliniken die prägende Rolle der Universitäts­medizin in Forschung, Lehre und Krankenversorgung weiter zu stärken“, so der neu gewählte Präsident. Neu ins Präsidium gewählt wurden außerdem Christopher Baum (Lübeck), Roland Frankenberger (Marburg) und Martina Kadmon (Augsburg). Michael Gekle (Halle) und Jürgen Schüttler (Erlangen) wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Vernetzung bei Medizininformatik-Initiative geht voran

Auch Bun­des­for­schungs­minis­terin Anja Karliczek (CDU), die zum Auftakt der diesjäh­ri­gen Jahrestagung des MFT in Tübingen zu Gast war, würdigte die bisherige Zusam­menarbeit mit dem MFT unter der Präsidentschaft von Kroemer. „Wir brauchen einen offenen und zugleich kritischen Umgang miteinander“, sagte sie. Medizinische For­schung könne sehr viel erreichen. Man müsse deshalb gemeinsam den Stellenwert der Forschung in die Gesellschaft tragen.

„Die Medizininformatik-Initiative ist die Basis“, sagte Karliczek. Mit ihr sollen die Chan­cen der Digitalisierung in der Medizin für Versorgung und Forschung bestmöglich ge­nutzt werden. In einem ersten Schritt seien an Universitätskliniken und Partnereinrich­tungen Datenintegrationszentren aufgebaut worden. „Jetzt geht es bereits an die Ver­netzung von Forschungs- und Versorgungsdaten.“

Die Vernetzung von Routinedaten der Versorgung und medizinischer Spitzenfor­schung schaffe neue Möglichkeiten für die Heilung von Krankheiten, betonte die Minis­terin. Zugleich stärke sie den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland. Ein Thema bleibe aber noch die Schaffung sicherere Datenräume. „Da brauchen wir den Vertrauensvorschuss der Patienten“, so Karliczek.

In der Medizininformatik-Initiative haben sich 33 Universitätskliniken bundesweit zu den Konsortien DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM und SMITH zusammengeschloss­en. Gefördert wird sie durch das Bun­des­for­schungs­minis­terium (BMBF) zunächst bis zum Jahr 2021 mit mehr als 150 Millionen Euro. Für die nationale Abstimmung der Ent­wicklungen innerhalb der MII ist eine Koordinationsstelle zuständig, die die Tech­nologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) ge­meinsam mit dem MFT und dem VUD in Berlin betreibt.

Karliczek verwies noch auf weitere Förderprogramme, unter anderem für die Gesund­heitsforschung. Zudem hatten erst vor wenigen Wochen Bund und Länder nach inten­siven Verhandlungen in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) einen Kompromiss bei den Verhandlungen über die drei Wissenschaftspakte erzielt. Am 6. Juni bestätigten die Regierungschefs des Bundes und der Länder die GWK-Be­schlüs­se. Im Einzelnen handelt es sich bei den drei Wissenschaftspakten um den Hoch­schul­pakt 2020, der Pakt für Forschung und Innovation und den Pakt „Innovation in der Hochschullehre“.

Gesprächsbereitschaft bei Anerkennung von Forschungszeiten

Diskutiert wurde auf dem diesjährigen Fakultätentreffen in Tübingen auch die Aner­kennung von Forschungszeiten bei der Weiterbildung. Unter dem Titel „Clinical Scien­tist – Passt die Forschung in die Weiterbildung?“ diskutierte Angela Rösen-Wolff, For­schungsdekanin in Dresden, mit dem Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst. Zu teilweise erwarteten größeren Spannungen kam es nicht.

„Wir brauchen dringend Nachwuchswissenschaftler, die zugleich Ärzte sind“, erklärte Rösen-Wolff. Dazu müssten fünf bis zehn Prozent aller Medizinstudierenden eines Jahrgangs von medizinischer Forschung begeistert und identifiziert werden. „Bei der jetzigen Arbeitsbelastung an den Kliniken ist das aber nicht mehr zu leisten“, sagte sie.

Junge Forscher brauchten Freiräume für ihre wissenschaftliche Tätigkeit, wie im Rah­men von Clinical Scientist Programmen. Diese solle auch –zumindest teilweise – auf die Weiterbildung angerechnet werden. Diesbezüglich böte sich aber bundesweit ein sehr heterogenes Bild: Nur sehr wenige Lan­des­ärz­te­kam­mern, wie beispielsweise Berlin, würden nach Prüfung auch Forschungszeiten bis zu 12 oder 18 Monaten auf die Weiterbildung anrechnen, bedauerte die Forschungsdekanin.

Windhorst weist Kritik zurück

Windhorst verteidigte die Ärztekammern: Sie stünden immer auf der Seite der jungen Ärzte und beschäftigten sich mit der Problematik seit Jahren. „Die Kammer ist keine Verhinderungsanstalt“, sagte er. Aber sie müssten sich dennoch an EU-Vorgaben halten, die überhaupt keine Forschungszeiten in der Weiterbildung vorsehen würden –  wenngleich ein gewisser Spielraum bestehe. Zudem solle die Weiterbildung künftig sowieso am Ergebnis orientiert sein. „Da bleibt auch Zeit für die Forschung, wenn das Weiterbildungscurriculum entsprechend modifiziert ist“, erklärte Windhorst.

Morgen, am zweiten Tag der MFT-Jahrestagung, wollen die Dekane vor allem die Um­setzung des Masterplans Medizinstudium 2020, die Kompetenzorientierung des Medi­zinstudiums und die Qualität des Praktischen Jahres diskutieren. „Diese Themen wer­den die Arbeit des MFT-Präsidiums auch in den kommenden Jahren entscheidend be­stimmen“, meinte Frosch. © ER/aerzteblatt.de

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